VOR WEIHNACHTEN
Es raschelt, bastelt,
flüstert leis –
ein Duft zieht durch die Herzen
verschmitztes Lächeln
und sogleich
ein: Nein!
Hier nicht –
und hört es lustig scherzen.
Verschlossen ist jetzt
manche Tür,
die Schlüssel sind verschwunden,
ach könnt‘ man nur
’nen Blick riskier’n,
die Neugier braucht Sekunden.
Ach, nein, es duftet, knistert,
tuschelt leis,
wir wollen gar nicht stören,
doch morgen schon,
wer weiß, wer weiß,
kann man was andres hören.
VD
Morgen Kinder, wird’s was geben
Aus dem Logbuch vor Weihnachten
von: Susanne Kilian
Ernst Kaufmann Verlag; 1973
… aus dem Logbuch: 19. Dezember
Es ist wirklich Zeit, dass Weihnachten wird. Heute mittag beim Kaffeetrinken sind andauernd die Kerzenhalter aus dem dürren Adventskranz gekippt. Beinahe hätte das ganze Ding gebrannt.
Mama hat heute Päckchen gepackt. Für die Tante Lotte, die andern Großeltern, die Tante Karolin und meine Cousine Vera. Ich gucke furchtbar gern zu, wenn sie Päckchen packt. Das knistert alles so, und dann kommen auch Plätzchen mit rein und kleine Tannenzweige. Dann ist mir so, als wäre morgen schon Weihnachten.
Die Bille und ich, wir haben Weihnachtskarten bemalt, und Papa hat dann was drauf geschrieben. Bei Festen ärgere ich mich immer, dass ich schon schreiben kann. Die Bille braucht noch nicht für jeden und jeden einen ewig langen Weihnachtsbrief zu schreiben. Mir fällt immer überhaupt nichts ein. Ich schreib‘ dann eben an alle dasselbe. Nur mal: „Lieber Opa und liebe Oma“ oder „Liebe Tante Lotte“ drüber. Papa sagt, ich mach‘ mir’s zu einfach. Wenn der wüsste, dass ich so ganz für mich allein heimlich ein Logbuch schreibe! Da weiß ich auch wenigstens immer, was ich schreiben soll.
Wer schreibt heute noch Karten? 😉