Advent: 24. Dezember Heiliger Abend

FROHE WEIHNACHTEN Wer auf dem Land lebt, der findet ab und zu noch einen Kuhstall. Hier ist es in der kalten Jahreszeit warm, nach der Fütterung kann man die Zufriedenheit der Tiere spüren. Die Atmosphäre ist einmalig. Es geht von diesem Bild etwas Besonderes aus.

Vielleicht herrschte auch im Stall oder in der Höhle in Bethlehem eine so warme und ruhige Atmosphäre, als die Tiere um das Neugeborene standen.

Heute wird ein besonderer Geburtstag gefeiert und jeder, der möchte, nimmt an diesem Fest teil. Jesus ist geboren.

Alle die, die ein warmes zu Hause haben, können nicht nachempfinden, wie es denen geht, die auf der Straße leben. Es gibt Menschen, die die Straße ganz bewusst gewählt haben – und doch ist die Weihnachtszeit, eine, für viele so glückliche Zeit – für andere nur mit Sehnsucht erfüllt. Es sind Millionen Menschen auf der Flucht, haben keine Heimat, egal welchem Glauben sie angehören, oder sie haben jeglichen Glauben und jegliche Hoffnung verloren – gerade diesen gilt heute unser Gruß.

Dieser besondere Geburtstag, gibt uns Hoffnung – immer wieder neu.
Wir wünschen FROHE WEIHNACHTEN und wollen FRIEDEN für alle Menschen dieser Welt.

Sie hören hier noch einmal den Gitarrenchor zu Ihrenerfeld:
Da wurde mitten in der Nacht ein Kind geboren.


Dieses ist der vorletzte Teil der Geschichte, „Morgen Kinder, wird’s was geben“ – vielleicht hat sie dem einen oder anderen gefallen. Mancher mag eine ganz andere Meinung haben. Manch einer hat sie gar nicht erst gelesen. Wir hatten Freude, manchmal Spaß mit der Erzählung aus einer jetzt schon fernen Zeit.
Und der allerbeste Fall wäre eingetreten, wenn Sie sich in der Familie, im Bekanntenkreis über dieses Erleben ausgetauscht haben.
Damit zum vorletzten und langen Tag dieser Geschichte, dem Heiligen Abend.

Morgen Kinder, wird’s was geben
Aus dem Logbuch vor Weihnachten
von: Susanne Kilian
Ernst Kaufmann Verlag; 1973

… aus dem Logbuch: 24. Dezember:

W-e-i-h-n-a-c-h-t-e-n.
Ich kann’s nicht mehr aushalten!
Warten, warten, andauernd dieses Gewarte. Fernsehn kann ich auch nicht. Das Wohnzimmer ist abgeschlossen. Den Weihnachtsbaum sieht man auch nicht durch’s Schlüsselloch.

Heute Abend kann ich sicher nicht so viel schreiben. Mama ist gerade beim Frisör. Papa ist mit Bille zusammen zu Opa und Oma gefahren, um Bescheid zu sagen wegen dem Weihnachtsessen morgen. Also heute war die Mama supernervös. Morgens sind wir Berge von Sachen einkaufen gefahren, wegen der zwei Feiertage hintereinander, Bille, Mama und ich. Und dann hatte sie doch die Hälfte vergessen, und ich hab‘ von Edeka nochmal ’ne Riesentasche Zeugs angeschleppt.

Die Gans fürs Weihnachtsessen morgen ist schon gefüllt. Der Kartoffelsalat für heute Abend ist schon fertig. Ist alles gemacht. Und die Mama saust durch die Gegend, brüllt jeden an, der ihr im Weg steht und sagt andauernd: „Ich schaf’s nicht! Ich bin so fertig! Ich werd’s nicht schaffen!““

Also ich würde am Weihnachtsabend sowieso am liebsten gar nichts essen. Wenn ich dran denke, wie besonders langsam Papa da isst. Manchmal glaub‘ ich, das tut er extra. Er macht lauter Quatsch beim Essen. Schlenkert seine Würstchen an der Gabel in der Luft rum und sowas alles. Die Bille lacht immer. Ich kann gar nicht lachen, weil ich fast platze von der ganzen Warterei und Aufregung. Ich denke andauernd nur: „Iß! Mach schon! Iß doch endlich mal auf!“ Aber das nützt nichts. Es ist der einzige Abend im Jahr, wo’s  mir vorkommt, als würde Papa drei Stunden lang essen.

Ich krieg‘ das Fahrrad nicht. Ich krieg‘ das Fahrrad doch. Ich krieg‘ das Fahrrad nicht. Ich krieg‘ …

Wenn ich heute Abend in mein Logbuch schreibe, dann weiß ich’s endlich.

24. Dezember, abends:
ICH HABE DAS FAHRRAD GEKRIEGT!!!
Es ist sogar eine Flasche dran. Da kann man gleich beim Fahren trinken, wenn man Durst hat. Wie bei einem richtigen echten Rennrad.

Aber ich muss von vorne anfangen, wie der ganze Abend gewesen ist, nachdem wir endlich fertig gegessen hatten. Denn vielleicht ist es das allerletzte Mal, dass ich in mein Logbuch schreibe. Ich überleg‘ mir nämlich, ganz ernsthaft, ob ich nun Kapitän oder lieber Radrennfahrer werden soll, Profi natürlich.

Aber bis jetzt muss ich mein Logbuch noch ordentlich führen.

Also:
Abwechselnd verschwanden Papa und Mama im Wohnzimmer. Bille und ich hatten schon vor dem Abendessen gebadet und unsere schönen Sachen angezogen. Die wir immer am Geburtstag oder so anziehen. Wir hatten nichts mehr zu tun als zu waren. Immer noch zu warten. Und die Bille hing an mir rum und brabbelte und brabbelte vom Weihnachtsmann und vom Christkind, vom Christkind und vom Weihnachtsmann. Sie machte mich richtig verrückt. Nach mindestens f-ü-n-f  J-a-h-r-e-n bimmelte es endlich. Mama kam ins Kinderzimmer. Sie sah richtig feierlich aus. Die Haare so schön und das rote Kleid an, das ich so gern mag. Sie war auch gar nicht mehr nervös.

Und dann das Wohnzimmer. Das sah irgendwie so anders aus, so fremd. Jedes Jahr denke ich das. Und überhaupt sah ich nur den Christbaum mit den Kerzen. Der machte alles hell. Wir sangen „Stille Nacht, heilige Nacht“ und Bille sagte „Alle Jahre wieder“ auf, aber nur die erste Strophe. Und ich sang mit Papa, wir zwei Männer alleine, „O Tannenbaum“. Er brachte mich immer aus dem Takt, weil er so brummte.

Während der ganzen Zeit guckte und guckte ich mir die Augen aus nach dem Fahrrad. Bille piepste schon andauernd: „Oh! Meine Puppenküche! Oh! Oh!“ dazwischen.

Aber ich sah keinen Stips von einem Fahrrad. Dann legte Papa eine Schallplatte auf, und da sang ein Kinderchor weiter Weihnachtslieder. Wir durften endlich, endlich nach den Geschenken gucken. Bille stürzte sich mit einem Schrei auf ihre Puppenküche. Sie legte sich auf den Bauch und spielte den ganzen Abend damit. Ich fand auf meinem Platz das „Schatzinsel“-Buch, einen Skipullover, ein fernlenkbares Rennauto, na, den bunten Teller und immer, immer noch schielte ich nach dem Fahrrad. Mir wurde richtig schwach. Das war sicher alles, was ich kriegte. Ich freute mich ja auch, aber … da sah ich zu Papa und Mama hin.

die saßen in den neuen braunen Sesseln, die sie sich gegenseitig geschenkt hatten. Wieso sich Erwachsene so komisch was schenken? Das werd‘ ich nie verstehn. Also ich würde mich da gar nicht mehr auf Weihnachten freuen. Und auf so Sessel und so ’nen Tisch!

Na, sie saßen da, knabberten Plätzchen und beguckten mein Mobile. Papa stellte sein und Mamas Schnapsglas auf Billes Deckchen. Sie sahen zu mir und grinsten mich an.

Ja, sie g-r-i-n-s-t-e-n   m-i-c-h   a-n!
Und Mama zwinkerte und sah zur Tür. Als wir ins Wohnzimmer gegangen waren, hatten wir die Tür aufgelassen. Und da,   h-i-n-t-e-r der offenen Tür lehnte das Fahrrad. Deshalb hatte ich’s andauernd nicht gesehn! Da schrie ich aber in den ganzen Kinderchor rein und wollte mich gleich drauf schwingen. Durfte ich natürlich nicht. Aber ich war   f-r-o-h   !! Sowas von froh. Am liebsten wäre ich sofort mit dem Rad auf die Straße gesaust. Aber das ging auch nicht.

Morgen früh darf ich. Und heute Abend wünsch‘ ich mir bestimmt keinen Schnee. Ich hab‘ mir andauernd nur das Rad beguckt. Es ist große Klasse.

Mama wollte in die Christmette gehn, später. Aber Papa hat gesagt, er hat schon soviel Schnaps getrunken, da fährt er mit dem Auto Zick-Zack. Bille und ich waren froh, dass sie nicht gingen. Sonst hätten wir schon ins Bett gemusst.

Langsam brannten die Kerzen alle, und wir machten das Fernsehen und das Wohnzimmerlicht an. Papa und Mama setzten sich in ihren Sesseln so, dass sie jetzt Fernsehn gucken konnten. Manchmal redeten sie lese miteinander, ab und zu schauten sie zu uns hin. Bille lief manchmal zu ihnen und zeigte, was aus der Puppenküche. Ich hob mein Rad hoch und ließ das Vorderrad surren. Die Speichen glitzerten blitzeneu.

Bald gingen wir , die Bille und ich, dann ins Bett. Aber es war auch schon 1/2  12 . Ich hab‘ Papa und Mama beim Gutenachtsagen „Danke, vielen vielen Dank“, ins Ohr geflüstert. Und sie haben gelacht und gesagt: „Das war das Christkind!“ Immer noch!!

Aber ich bin froh! So froh. Das Fahrrad steht hier im Kinderzimmer gegenüber an der Wand, damit ich’s morgen früh, wenn ich aufwache, gleich sehe.


Nicht vergessen, es geht noch weiter. Besucht den Blog auch morgen, dann erfahrt ihr, was am 25. Dezember geschah. Und der Blog hält auch an den anderen Tagen Beiträge für euch bereit. Also bleibt uns treu. Herzlichen Dank. Und Frohe Weihnachten.