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KIND SEIN IST SÜß?

KIND SEIN IST SÜß?

Tu dies! Tu das!
Und dieses lass!

Beeil dich doch!
Heb die Füße hoch!

Sitz nicht so krumm!
Mein Gott, bist du dumm!

Stopf’s nicht in dich rein!
Lass das Singen sein!

Du kannst dich nur mopsen!
Hör auf zu hopsen!

Du machst mich verrückt!
Nie wird sich gebückt!

Schon wieder ’ne Vier!
Hol doch endlich Bier!

Sau dich nicht so ein!
Das schaffst du allein!

Mach dich nicht so breit!
Hab jetzt keine Zeit!

Lass das Geklecker!
Fall mir nicht auf den Wecker!

Mach die Tür leise zu!
Lass mich in Ruh!

Kind sein ist süß?
Kind sein ist mies!

Susanne Kilian

Ich fürchtete das Chaos

Ich fürchtete das Chaos,

bis ich begriff, im Chaos wird Neues geboren.

Ich klagte über die Finsternis,
bis ich mich entschloss, eine Kerze anzuzünden.

Ich scheute mich vor dem Ziel,
bis ich verstand, der Weg ist das Ziel.

Ich bedauerte, den Wind nicht ändern zu können,
bis ich erkannte, dass ich die Segel richtig setzen kann.

Ich wollte lieber gewinnen als verlieren,
bis ich verstand, es gibt ein Gewinnen im Verlieren.

Ich wehrte mich, anzufangen,
bis mir klar wurde, der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.

Ich sah nur, wie sich eine Tür schloss,
ohne zu bemerken, dass sich eine andere öffnete.

Ich wollte lieber bleiben als gehen,
bis ich entdeckte, es gibt ein Bleiben im Gehen.

Ich ängstigte mich vor den Verhältnissen,
bis mir einfiel, brich mit ihnen, bevor sie dich brechen.

Ich fürchtete mich vor dem Ende,
bis ich sah, im Ende gibt es einen Neuanfang.

© Alfons Schweiggert, München

Veröffentlichung an dieser Stelle genehmigt durch:

Alfons Schweiggert: „Ich fürchtete das Chaos“ aus: Anton G. Leitner (Hrsg.), „Reformatio | Reset – Pausenpoesie zum Neustarten“: Lyrikprojekt zur Lutherdekade in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Landeskirche in Bayern (ELKB),
www.dasgedichtblog.de und www.luther2017-bayern.de, Anton G. Leitner Verlag, DAS GEDICHT Blog, Weßling 2015. © Alfons Schweiggert, München

Wir bedanken uns beim Verlag und beim Dichter, auch weil die Genehmigung ohne Berechnung von Gebühren erfolgte.

 

 

 

Susanne Kilian: Gewaltakt

WER
GEWALT
MIT
ALLER GEWALT
SEI’S
SANFTE GEWALT
ODER
ROHE GEWALT
IN SEINE GEWALT
ZU KRIEGEN GLAUBT

DEN
WIRD
HÖHERE GEWALT
LEHREN
DASS
GEWALT
GEWALT
ZEUGT

 

Autorin: Susanne Kilian gefunden in: TEXTE DAGEGEN, Beltz & Gelberg (1993)
Die Rechte sind aufgrund der verstrichenen Zeit auf die Autorin übergegangen.
Susanne Kilian hat uns das Recht zur Veröffentlichung erteilt. Wir danken Ihr hiermit herzlich.

Dieses kurze prägnante Gedicht, gegen jegliche, auch sanfte Gewalt, hat mich sehr angesprochen und soll aufgrund der starken Aussage hier noch einmal seinen Platz finden.

ALTE HELDEN

Lederstrumpf und Mohikaner,
Winnetou, der Indianer,
und der alte Shatterhand
treffen sich jeds Wochenend
im Blockhaus hinterm Wald.

Der Lederstrumpf hat längst ein Loch.
Der Mohikaner lebt kaum noch.
Der Winnetou ist auch am End
genauso wie Old Shatterhand.
Die vier sind schon uralt.

Sie zünden sich ein Pfeifchen an.
Sie sitzen am Lagerfeuer.
Sie schauen in die Flammen rein.
Sie denken an Abenteuer.

Sie schlagen gerne die Bücher auf,
die von ihrem leben berichten.
sie lesen immer wieder von vorn
ihre vielen Heldengeschichten.

Bald sind sie müd, und sie nicken ein.
Sie träumen von alten Zeiten,
von ihrer Kraft, von ihrem Mut,
vom Kämpfen und vom Reiten.

Am Sonntagabend trennen sie sich.
Sie reichen sich die Hände.
Sie gehen zurück ins Altersheim.
Sie warten aufs Wochenende.

© Alfons Schweiggert, München

Dieses Gedicht fand ich in:
ÜBERALL UND NEBEN DIR; HRSG.: JOACHIM GELBERG

Wir haben die Zustimmung des Autoren und des Verlages zur digtialen Veröffentlichung erhalten!
Dafür bedanken wir uns an dieser Stelle herzlich!

Gute Sonne, schöner Stern

Cover Wunderwelt Natur

Gute Sonne, schöner Stern

„Hört einmal her!“, sprach einst der Frosch
an einem Frühlingstag,
„Ich bin wohl nicht der einzige,
der gern die Sonne mag!
Sie nimmt das Eis vom Gartenteich,
bereitet meinen Kindern
ein Bett im Wasser, hell und gut,
sie kann die Kälte linder.“

„Genau!“, rief da der Hase flink,
„Auch meine Schar ist groß!
Weil stets ein neuer Frühling kommt,
ist hier ’ne Menge los:
Die Kleinen schlagen Purzelbaum,
und geht die Sonne unter,
dann bleiben selbst bei Dämmerlicht
die Hasenkinder munter.“

Der Regenbogen mischte sich
mit bunten Tönen ein:
„Ach. Freunde, seht – was wäre ich
ganz ohne Sonnenschein?
Ich wäre nichts, ich hätte nichts,
es gäbe keine Farben!
Ich würde weder Rot noch Gelb noch Blau
als Kinder haben!“

Schon kam mit leichtem Flügelschlag
die Schwalbe angeschwirrt:
„Auch meine Kinder hätten sich
auf Erden längst verirrt!
Wär nicht die Sonne immer da,
um uns den Weg zu weisen,
dann kämen wir wohl nie ans Ziel
bei unsren lagen Reisen!“

Der Löwenzahn im Wiesengras,
der hörte alles mit:
„Zwar tue ich an meinem Platz
nicht einen kleinen Schritt,
doch reck‘ ich mich und streck‘ ich mich
dem Sonnenlicht entgegen
und weiß, dass meine Saat gedeiht
bei Sonne, Wind und Regen.“

Nun hielt sich auch der stolze Hahn
nicht länger mehr zurück:
„Dass jeden Tag die Sonn‘ aufgeht,
ist doch ein großes Glück.
So hilft sie allen, groß und klein
am Morgen aufzustehen.
Und ich bin dazu auserwählt,
mit ganzer Kraft zu krähen.“

„Still“, wisperte ein Schmetterling,
„ich finde das gemein!
Die Sonne schenkt uns alles das
und ist doch selbst allein.
Ich glaub‘, sie sollte heiraten
mit Brautkleid und mit Schleier,
und wir bereiten ihr dazu
die aller schönste Feier.“

Und viele Kinder lebten bald
bei Sonnenfrau und -mann!“
Schon dachten alle eifrig nach,
wie das wohl werden kann.
Ein Mausmädchen war dabei
und stellte kluge Fragen.
Es grübelte und wisperte:
„Ich hab‘ euch was zu sagen:

So einfach ist die Sache nicht“,
entgegnete es leis,
„denn Sonnenkinder ums uns rum –
das wäre viel zu heiß!
Bei solcher Hitze könnte nichts
auf Erden mehr bestehen.
Die Sonne aber will uns ja
gesund und munter sehen.“

Es bleibt dabei: Die Erde ist
tagaus, tagein auf Tour.
Wir kreisen mit ihr Jahr für Jahr
um eine Sonne nur.
Die strahlt für uns als schöner Stern.
Doch in ganz weiter Ferne,
da grüßen aus dem Weltenall
noch viele andere Sterne.

gereimt frei nach Motiven eines mazedonischen Märchens von Susanne Brandt
Susanne Brandt hat uns erlaubt, das Gedicht auf dieser Seite zu veröffentlichen.

Wunderwelt Natur; Autor: Susanne Brandt; Don Bosco Verlag; 2005

Has, Has, Osterhas

Has, Has, Osterhas,
wir möchten nicht mehr warten!
Der Krokus und das Tausendschön,
Vergeissmeinnicht und Tulpe stehn,
schon lang in unserem Garten.

Has, Has, Osterhas,
mit deinen bunten Eiern!
Der Star lugt aus dem Kasten raus,
Blühkätzchen sitzen um dein Haus,
wann kommst du Ostern feiern?

Has, Has, Osterhas,
ich wünsche mir das Beste:
ein großes Ei, ein kleines Ei,
dazu ein lustiges Dideldumdei.
Und alles in dem Neste.

Paula Dehmel (1862 – 1918)

VOR DEM TOR (Faust I)

VOR DEM TOR

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Johann Wolfgang von Goethe 

FEBRUAR SONNE

FEBRUAR SONNE

Die Sonne ruft
der Himmel scheint so nah
der kalte Zug und doch
ein jeder spürt es bar

er kommt, er klopft schon an
der FRÜHLING
fängt mit HOFFNUNG an!
Jetzt jeder Strahl
erwärmt das Herz und auch
den Boden gleich
Februar 2015

Vertreibt!,
das Kalte wie den Streit
und jeder Zipfel Wärme,
ist für alle gleich.

V Dommer 2015

 

Augenzwinkern

Schneeglöckchen
Schneeglöckchen

ein Gedicht mit Augenzwinkern

Ich ging im Winter
so für mich hin,
und nichts zu brechen,
das war mein Sinn!

Da sah ich das Glöckchen

geschützt mit Schnee
ganz zart und zierlich
und doch,

j u c h h e e e
zeigt es den nahenden
Frühling an.
Das Glöckchen läutet
den Freudenklang.

So schau ich auch morgen
wieder hin
und nichts zu brechen
ist auch mein Sinn.

Anlass: Oll Willm

Oll Willm, ist zu einem Symbol in Westoverledingen geworden.
Sein Standbild steht vor dem Rathaus in Ihrhove und erinnert uns an die Zeit der neunzehnhunderter Jahre.

Er wurde am 11.07.1886 als Wilhelm Brechtezende in der reformierten Kirche von Großwolde getauft. Ein besonderer Mensch, dessen Geschichte bis in die heutige Zeit wirkt und uns damit Geschichte nahe bringt.

Über ihn hier an dieser Stelle zu berichten, würde zu weit führen. Die Geschichte dieses Menschen kann man in plattdeutscher Sprache geschrieben auch gut als „hochdeutscher“ lesen und verstehen.

Verlag H. Risius in Weener, 1986
Titel: Oll Willm
Herausgeber: Gerrit Herlyn.
Das Buch hält die Gemeindebücherei Westoverledingen für Sie zur Ausleihe bereit.

Über das Projekt dieser Seite, hat sich ein Anwohner gemeldet, der ein großes Archiv über Oll Willm angelegt hat, den habe  ich besucht und war erstaunt über das Ausmaß seiner Sammlung.

Er hat uns ein Gedicht übergeben, dass vor längerer Zeit in der hiesigen Zeitung gedruckt wurde.
Auch im Ostfriesland Magazin findet man etwas über Oll Willm und seinen Fan Heiner Neemann.

oll willmOll Willm, o ja, den kenn‘ ich gut,
er trug wie ich den großen Hut.
Die Haare ließ er sich nicht schneiden
und auch sein Bart war zu beneiden.

In einer alten „Pullenhütte“
lebte Willm in unserer Mitte
als Vagabund und Botengänger,
und seine Haare wuchsen länger.

Er war ein Freund der Kreatur,
er liebte fröhlich die Natur,
er wollte an nichts Böses denken
und überall nur Liebe schenken….
Heiner Neemann

Wir danken Heiner Neemann für diesen Beitrag.