LAUSBUBEN ZUR WEIHNACHTSZEIT
In der warmen Stube sitzt unser kleiner Fritz flääätzt sich im Ohrensessel und wartet wie ein Spitz. Er öffnet seine Augen und fährt die Löffel aus, wann kommt er nur der strenge Herr und klopft an unser Haus? Er will wohl auf ihn warten, weil Hoffnung ist im Fritz, denn in den letzten Tagen da war er wie ein Blitz. Er räumte alle Sachen und machte alles so wie Mutter es stets wünschte, er putzte auch das Clo.So hofft jetzt Fritzen‘s Seele, dass alles wohl gefällt, auch wenn das Jahr in Gänze, nicht immer so bestellt. |
Er hofft und denkt ganz leise ich hab mich doch gedreht, denn statt des frechen Fritzlein’s ein guter Junge steht, der hin und wieder meutert und seinem Kopfe folgt und alle schlimmen Sachen hat er nicht mal gewollt. Der Fritze ist beständig mit Streich und Hopsasa, er ist nun mal lebendig und lacht dabei, ja, ja. Doch jetzt, da in dem Sessel hört er den Schlitten schon, da ist er auch beständig ganz sanft, der liebe Sohn – der kleine brave Junge, dem keiner anseh‘n kann, was in dem Kopfe lümmelt, das kommt dann später dran. |
Morgen Kinder, wird’s was geben
Aus dem Logbuch vor Weihnachten
von: Susanne Kilian
Ernst Kaufmann Verlag; 1973
…aus dem Logbuch 4. Dezember
Kein Schnee heute. Ich werds‘ weitermachen.
Heute hatten wir nur zwei Stunden Schule. Als ich nach hause kam, saß die Mama in der Küche und schrieb lange Einkaufslisten. über der einen stand „Geschenke“. Ich hab’s ganz genau gesehen, als sie die Liste unter die andere Liste schob, wo „Backen“ draufstand.
Sie hielt mir einen Brief hin. Der war für mich. Name, Adresse, alles stimmte. Drin war, mit Schreibmaschine geschrieben, ein Brief an mich, unterschrieben vom Nikolaus. Ich glaub‘, die woll’n mich verschaukeln. Die wissen doch, dass i c h weiß, dass es keinen Nikolaus gibt. ….
Einen Nikolaus gibt es nicht.
Und die Mama erzählt Bille, dass er übermorgen kommt und mir sogar einen Brief geschrieben hat. Die Bille sieht mich bewundernd an. Ich pfeife drauf. Meine Mutter hat gesagt, ich sollte den Brief ja sehr gut aufhaben. Ich wollte das nicht, so einen blöden Brief. Und dann gab ich ihn der Bille, und die hat ihn gleich in winzige Schnipfel zerrissen.
Meine Muter hat geschimpft, aber ich, ich hab‘ mich so gefreut. Ich möchte nur wissen, wer ihn geschrieben hat.
Heute mittag hab‘ ich den Papa gefragt. Wir waren einkaufen, und der Papa hatte die Bille an der Hand. Die quengelte dauernd rum, weil ihr so heiß war. Und da war Vater sauer. Und ich hab‘ mich so gefreut. Ich möchte nur wissen, wer ihn geschrieben hat. „Lass mich ja mit dem Quatsch in Ruhe“, hat er gebrummt. „Der Nikolaus aus St. Nikolaus“, hat er schnell gesagt, denn er musste die quengelige Bille auf die andere Seite rüberzerren, wo Mama eine Strickjacke für Oma aussuchte. „Kauf nur, kauf irgendwas!“ sagte er dann andauernd, auch als wir nach einem Eisbehälter mit Eiszange guckten. Da war die Mama sauer. Und sie schimpfte, alles hinge immer nur an ihr.
Aber mir hat’s gefallen, das Einkauf:
1. haben wir in der Fischbratküche zu Mittag gegessen, und das ist lustig, wenn man mit seinem Teller ansteht. Die Bille hätte beinah eine Gräte verschluckt, sie lief rot an, und wir haben ihr den Rücken geklopft. Da war Mama schön nervös. 2. geh‘ ich Weihnachten gern einkaufen. Ich darf allein in der Spielzeugabteilung rumlaufen. Dann wühle ich noch schrecklich gern in dem glitzerigen Christbaumschmuck herum.
Ich hätte gerne eine Schneekugel. Ich hatte mir überlegt, ob ich schnell eine in die Manteltasche stecken sollte. Einfach klaun. Wie der Schnee drinnen sachte fällt, das gefällt mir so. Ich hab‘ sie meiner Mutter hingehalten und gefragt: „Kaufst du mir die?“ Aber sie hat gar nicht hingeguckt. „Stör mich nicht, ich muss meine Gedanken zusammenhalten!“ Da hab‘ ich sie doch wieder zurückgestellt. Und wir sind alle vier in die Haushaltsabteilung gesaust, weil meine Cousine sich einen Pfeifwasserkessel gewünscht hat. Die waren aber alle so teuer, und jetzt hat der Papa wieder geschimpft.
Das die Eltern immer sauerer und sauerer werden, wenn sie einkaufen.
Als wir ins Auto stiegen und nach Hause fuhren, hat Vater über die vielen Pakete und Päckchen geflucht. Und über die vollgestopften Straßen. Bille und ich hatten viel Zeit, uns das Geflimmer und Geglitzer in den Geschäften anzugucken. Wir fanden es sehr gemütlich. Mama war heut‘ Abend immer noch sauer. Sie hat kein Wort mit Papa geredet.
Wenn es doch schneien würde! Der Schnee fehlt so richtig. Morgen kommt die Tante Karolin. Sie hilft beim Backen. Die meckert immer: „Hehehe, Jungs sind so wild! Hehehe“, wie eine Ziege. Und dann schmatzt sie die Bille ab,weil die ein artiges Mädchen ist. Ich kann Tante Karolin nicht leiden. Wahrscheinlich bringt sie mir wieder so’n dämliches Baby-Bilderbuch mit. Mir! Wetten dass? Vielleicht hat sie den blöden Nikolausbrief geschickt?
Einen stressfreien Weihnachtseinkauf wünschen wir allen Lesern.