Archive

Spiegelscherben

Ausschinitte sind:
Keine Wirklichkeit.
Halbsätze:
Keine Wahrheit.

Eine Minute –
ist nicht der Tag.

Ein Lachen –
sagt nichts über den Menschen…
Eine Träne kann nicht Lügen?

Ein Auge zeugt nichts
über das Sehen.
Ein Arm,
ist der Teil eines Menschen.
Was sagt ein Arm
über den Menschen aus?

Licht erzeugt
immer Schatten.
Leben –
ist immer auch
Tod.
Freude,
können wir ohne Trauer
nicht differenzieren.

Gedanken aus dem Jahr 2022.
Der Mensch sieht immer, wirklich immer nur Ausschnitte
und nicht gleichzeitig die ganze Welt. Eine Sekunde ist hier
und dort ein ganz anderes Bild, eine andere Emotion…

Wir sind Menschen, fehlbar und klein, auch, wenn es
Menschen gibt, die das ganz anders sehen und entsprechend
denken und handeln.

Das Universum, nicht einmal die Erde, nicht einmal ein Land,
nicht einmal sein Haus, kann ein Mensch in einem Augenblick
in Gänze und somit gleichzeitg sehen und beurteilen.

Wir Menschen haben immer dunkle Flecken, wir sind –
der Mensch ist, in keiner Weise ALLMÄCHTIG!

März 2023 Veronika Dommer

Depression

In Tiefe abgefallen,
so tief wie niemand es sah,
im Innern ganz gefangen,
geschnürt, verkrampft, genagelt
fort und fort,
nicht’s konnte mehr gelingen,
kein Wort, Gedanke, Schrei,
nicht mal vondannen springen,

verschleppt der Lebensbrei
ummanteln dunkle Mächte

V Dommer 2017

LEBENSDINGE

 

LEBENSDINGE

Den Stürmen Raum lassen
den Menschen begegnen
das Leben anfassen
und wieder beleben
das Tal durchschreiten
und Hoffnung halten
den Berg erklimmen
die Alten behalten
die Kinder schützen
die Schwachen stützen
und denen, in der Mitte
Respekt verschaffen
das Schwere üben
am Leichten sich freuen
und immer wieder
aufsteh’n
von Neuem
genießen die Ruhe
den Augenblick
und Wagen sein Leben
mit viel Geschick
das Leben kann
so und so sich entfalten
mit Freude und Lust
mit Hader und Bangen
mit dir und mit wir
zu allen Zeiten
im “LEBENSVERLANGEN”

Veronika Dommer 2014

Im Herbst – Wilhelm Busch

Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen,
so manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
mit Kunst geübten Hinterbein
ganz allerliebste Elfenschleier
als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben,
dem Winde sie zum leichten Spiel,
die ziehen sanft dahin und schweben
ans unbewusst bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
wo Liebe scheu im Anbeginn,
und leis verknüpft ein zartes Bändchen
den Schäfer mit der Schäferin.

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

 

 

Trauerspruch

Ein Trauerspruch von Jochaim Ringelnatz:

Wenn ich tot bin,
darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
und in fremden Kleidern dir begegnen
und dich segnen.

Joachim Ringelnatz (1883 – 1937)

Aller Mut ist uns verreckt?

Texte Dagegen, Autorinnen und Autoren schreiben Gegen Fremdenhass,
Beltzverlag 1993, fand ich ein Gedicht von Ihnen verfasst.

Aller Mut ist uns verreckt.
Wieder den Kopf in den Sand gesteckt.
Von dem Hassgebrüll nicht aufgeschreckt.

Und das Wort ist uns verreckt.
Wieder den Kopf in den Sand gesteckt.
Vom Fensterklirren nicht hochgeschreckt.

Und die Tat ist uns verreckt.
Vom Beifallklatschen nicht wachgeschreckt.
Immer weiter den Kopf in den Sand gesteckt.

Regina Schwarz
Beschreibt sich:
als „Träumerin, Geschichtenerfinderin, Dichterin und ab und an auch als Wortakrobatin.“
Ein Auszug aus Ihrer Homepage:
„Was ich erreichen möchte?

Mit meinen Gedichten und Geschichten möchte ich fürs Lesen begeistern und zum Selberschreiben anregen. Die Freude an Gedichten zu wecken bzw. zu vertiefen, sensibel zu machen für Sprache und Wortwitz ist ein Anliegen von mir.“

Regina Schwarz schreibt für kleine und große Zungen, und wer mehr wissen möchte, hier der Zugang zu ihrer Homepage:Regina Schwarz

SOMMERGEDICHT: DER KOHL

Der Kohl

Unter all den hübschen Dingen
In der warmen Sommerzeit
Ist ein Korps von Schmetterlingen
Recht ergötzlich insoweit.

Bist du dann zu deinem Wohle
In den Garten hinspaziert,
Siehst du über deinem Kohle
Muntre Tänze aufgeführt.

Weiß gekleidet und behende
Flattert die vergnügte Schar,
Bis dass Lieb und Lust zu Ende
Wieder mal für dieses Jahr.

Zum getreuen Angedenken,
Auf den Blättern kreuz und quer,
Lassen sie zurück und schenken
Dir ein schönes Raupenheer.

Leidest du, dass diese Sippe
Weiter frisst, wie sie begehrt,
Kriegst du, nebst dem Blattgerippe,
Nur noch Proben ohne Wert.

Also ist es zu empfehlen,
Lieber Freund, dass du dich bückst
Und sehr viele Raupenseelen,
Pitsch, aus ihren Häuten drückst.

Denn nur der ist wirklich weise,
Der auch in die Zukunft schaut.
Denk an deine Lieblingsspeise:
Schweinekopf mit Sauerkraut.

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

LUFTBALLON

Mein Luftballon

Ich schicke meinen Luftballon
auf eine weite Reis´.
Wer weiß, wohin der Wind ihn treibt,
und wo er bleibt – wer weiß.

Vielleicht hat ihn ein Eskimo
schon morgen in der Hand.
Vielleicht ein Suahelikind
im Suaheliland.

So fliege, bunter Luftballon,
flieg in die Welt hinein!
Und sag dem, der dich finden wird:
Wir wollen Freunde sein!

(c) Rudolf Otto Wiemer Erben, Hildesheim
Wir bedanken uns bei: Rudolf Otto Wiemer Erben, Hildesheim, für die Veröffentlichungsgenehmigung.

LuftballonAnm.: Man möchte die Ballons losbinden und auf die Reise schicken. … Gerade jetzt in der Sommerzeit sind wir unterwegs und ich wünsche allen, dass sie einem Luftballon begegnen. …

STRANDGUT

Strandgut

  Wir haben am Strand im Sand gewühlt,
da ward uns vor die Füße gespült
ein Stück braunes Holz.

Und auf dem Holz von fremder Hand
Buchstaben waren eingebrannt –
irgendein Wort.

Das Wort war nicht groß, das Wort war klein –
was für ein Wort wohl mochte es sein?
Keiner konnte es lesen.

Wir sagten „Ruhm“, wir sagten „Geld“,
„Brot“, „Heimat“, „help me“, „ship zerschellt“ –
Wörter gibt’s viel.

Zuletzt hat einer „Frieden“ gesagt,
und dann hat keiner mehr gefragt –
wir blickten uns an.

Rudolf Otto Wiemer

Ein Gedicht, das uns, wenn es um Strandgut geht, Bilder entstehen lässt von Meer, Urlaub, Abenteuer… Und dann dies, Worte, die uns bei aller Abenteuerlust zum Nach-  und Weiterdenken veranlassen…

Rudolf Otto Wiemer
geb.: 24. März 1905 Friedrichroda
gest.: 05. Juni 1998 Göttingen

Zwischen zwei Daten ist Leben angefüllt, mit einem Reichtum, den keiner bemessen kann.

Wenn Sie mehr erfahren möchten:
hier finden Sie die Internetseite des Dichters und viele interessante Informationen

Wir bedanken uns bei: Rudolf Otto Wiemer Erben, Hildesheim, für die Veröffentlichungsgenehmigung.

IRGENDWANN FÄNGT ETWAS AN

Es ist doch immer wieder belebend Menschen kennen zu lernen. So geht es mir mit Susanne Kilian. Sie hat uns wieder erlaubt eines Ihrer Gedichte in unseren Blog zu stellen, ohne dafür ein Honorar zu verlangen. Dafür unseren herzlichsten Dank.
Und der Titel dieses Gedichtes passt gut zum Kontakt mit Susanne Kilian:

IRGENDWANN FÄNGT ETWAS AN
ETWAS ENDET UND ETWAS FÄNGT AN.
GESTERN IST HEUTE LANGE VORBEI,
UND MORGEN IST MORGEN HEUTE.
DER NÄCHSTE AUGENBLICK IST WEIT …
SCHWIMM WIE EIN SCHIFF AUF DER ZEIT!

SUSANNE KILIAN

 

Ein zeitloses Gedicht, das ich wie so manches andere in –  Überall und Neben Dir; GEDICHTE FÜR KINDER; HRSG: Hans-Joachim Gelberg, Jubiläumsband aus 1986 – fand.