O Winterwaldnacht, stumm und hehr,
mit deinen eisumglänzten Zweigen,

lautlos und pfadlos, schneelastschwer, –

wie ist das groß, dein stolzes Schweigen!


Es blinkt der Vollmond klar und kalt;

in tausend funkelharten Ketten

sind fest geschmiedet Berg und Wald,

nichts kann von diesem Bann erretten.


Der Vogel fällt, das Wild bricht ein,

der Quell erstarrt, die Fichten beben;

so ringt den großen Kampf ums Sein

ein tausendfaches banges Leben.


Doch in den Dörfern traut und sacht,

da läuten heut’ zur Welt hinieden

die Weihnachtsglocken durch die Nacht

ihr Wunderlied – vom ew’gen Frieden.


Karl Stieler (1842 – 1885)