Gute Sonne, schöner Stern
„Hört einmal her!“, sprach einst der Frosch
an einem Frühlingstag,
„Ich bin wohl nicht der einzige,
der gern die Sonne mag!
Sie nimmt das Eis vom Gartenteich,
bereitet meinen Kindern
ein Bett im Wasser, hell und gut,
sie kann die Kälte linder.“
„Genau!“, rief da der Hase flink,
„Auch meine Schar ist groß!
Weil stets ein neuer Frühling kommt,
ist hier ’ne Menge los:
Die Kleinen schlagen Purzelbaum,
und geht die Sonne unter,
dann bleiben selbst bei Dämmerlicht
die Hasenkinder munter.“
Der Regenbogen mischte sich
mit bunten Tönen ein:
„Ach. Freunde, seht – was wäre ich
ganz ohne Sonnenschein?
Ich wäre nichts, ich hätte nichts,
es gäbe keine Farben!
Ich würde weder Rot noch Gelb noch Blau
als Kinder haben!“
Schon kam mit leichtem Flügelschlag
die Schwalbe angeschwirrt:
„Auch meine Kinder hätten sich
auf Erden längst verirrt!
Wär nicht die Sonne immer da,
um uns den Weg zu weisen,
dann kämen wir wohl nie ans Ziel
bei unsren lagen Reisen!“
Der Löwenzahn im Wiesengras,
der hörte alles mit:
„Zwar tue ich an meinem Platz
nicht einen kleinen Schritt,
doch reck‘ ich mich und streck‘ ich mich
dem Sonnenlicht entgegen
und weiß, dass meine Saat gedeiht
bei Sonne, Wind und Regen.“
Nun hielt sich auch der stolze Hahn
nicht länger mehr zurück:
„Dass jeden Tag die Sonn‘ aufgeht,
ist doch ein großes Glück.
So hilft sie allen, groß und klein
am Morgen aufzustehen.
Und ich bin dazu auserwählt,
mit ganzer Kraft zu krähen.“
„Still“, wisperte ein Schmetterling,
„ich finde das gemein!
Die Sonne schenkt uns alles das
und ist doch selbst allein.
Ich glaub‘, sie sollte heiraten
mit Brautkleid und mit Schleier,
und wir bereiten ihr dazu
die aller schönste Feier.“
Und viele Kinder lebten bald
bei Sonnenfrau und -mann!“
Schon dachten alle eifrig nach,
wie das wohl werden kann.
Ein Mausmädchen war dabei
und stellte kluge Fragen.
Es grübelte und wisperte:
„Ich hab‘ euch was zu sagen:
So einfach ist die Sache nicht“,
entgegnete es leis,
„denn Sonnenkinder ums uns rum –
das wäre viel zu heiß!
Bei solcher Hitze könnte nichts
auf Erden mehr bestehen.
Die Sonne aber will uns ja
gesund und munter sehen.“
Es bleibt dabei: Die Erde ist
tagaus, tagein auf Tour.
Wir kreisen mit ihr Jahr für Jahr
um eine Sonne nur.
Die strahlt für uns als schöner Stern.
Doch in ganz weiter Ferne,
da grüßen aus dem Weltenall
noch viele andere Sterne.
gereimt frei nach Motiven eines mazedonischen Märchens von Susanne Brandt
Susanne Brandt hat uns erlaubt, das Gedicht auf dieser Seite zu veröffentlichen.
Wunderwelt Natur; Autor: Susanne Brandt; Don Bosco Verlag; 2005